Ich erinnere mich noch gut, wie in den Anfangsjahren eine Vollzeitkraft den ganzen Tag im Hintergrund fleißig Briefe geschrieben hat, nicht am PC, sondern an der Schreibmaschine, der gute IBM Kugelkopf war abgelöst worden von einem Plastik-Typenrad.
Und natürlich gab es dann eine täglich vorgelegte Dokumentenmappe mit den fertigen Schriftstücken zum Korrekturlesen und Unterzeichnen.
Routinemäßig mussten dann manche Schriftstücke zur Korrektur noch einmal retour.
Die Erstellung der Gutachten erfolgte damals in 4 Schritten:
- Interview mit ausführlicher Anamneseerhebung und handschriftlichen mehrseitigen Notizen/den Blick abwechselnd der Patientin / dem Patienten zugewandt und andererseits dem Notizblatt
- am Abend oder baldmöglichst Entzifferung der handschriftlichen mehrseitigen Notizen zur Anamnese und den erhobenen Befunden, Einsatz des guten alten Grundig® Diktier -Systems, Diktat einer Zusammenfassung unter Berücksichtigung der Akte/Gutachtenanlagen und
- am nächsten oder übernächsten Tag Korrekturlesen und
- gegebenenfalls dann erst im nächsten Schritt oder am nächsten Tag Unterzeichnung des Schriftstückes.
Später waren dann vor dem sensiblen Nervenarzt leichte psychische Hemmnisse zu überwinden, um
- während des Interviews und der Befunderhebung das Diktaphon von Grundig® einzusetzen, dann schrieb
- die Mitarbeiterin erst einmal die Angaben zur Anamnese und zu den erhobenen Befunden,
- mit diesem gut lesbaren Text dann vor Augen und andererseits der Akte oder Gutachtenanlagen fielen dann Beurteilung und Zusammenfassung leichter
- und das Ganze wurde dann in der Dokumentenmappe wieder vorgelegt…..
2003 habe ich mit Dragon NaturallySpeaking Spracherkennung angefangen und wurde von Anfang an von Marion Kenntemich bestens beraten, der unmittelbare Anlass für den Start mit der Spracherkennung war, dass meine treuen Mitarbeiterinnen mehr und mehr die Überzeugung entwickelt hatten, nicht nur das Funktionieren der Praxis, sondern auch zentrale ärztliche Kompetenzen, die Ergebnisse der ärztlichen Formulierkunst lägen am Ende voll und ganz in den Händen der medizinischen Fachangestellten…
Ab 2003 habe ich jedes zweite Update von Dragon mitgemacht und konnte beobachten wie durch Fortschritte im Spracherkennungs- Programm und die immer schneller werdenden Prozessoren die Funktionalität der Spracherkennung immer perfekter wurde:
Praktisch bedeutete das, dass ich in den Anfangsjahren nach 2003 noch parallel auch konventionell diktiert habe, aber durch die selbst erstellten Texte mit der Spracherkennung immer unabhängiger und immer schneller wurde.
Man kann davon ausgehen:
Bei den aktuellen Programmen von Dragon gibt es eine solche Übergangszeit nicht mehr für den Kunden. Auch nicht für den Vieldiktierer.
Sie können gleich richtig loslegen!
Parallel konnte ich beobachten, dass auch die Redaktion der Frankfurter Allgemeinen immer wieder begeistert war von den Updates von Dragon NaturallySpeaking.
Für mich war bei der Einrichtung des Programms und der Updates und bei kleinen technischen Problemen, die schon mal auftreten, Frau Kenntemich immer erreichbar sodass es mit der Leichtigkeit hessischer Instruktionen mühelos gelang, das Potenzial des Spracherkennung - Programms auch wirklich auszuschöpfen: mit ständiger Berücksichtigung der persönlichen Sprachgewohnheiten, des Korrekturfensters, des Befehlscenters, das ja unendliche Möglichkeiten der Texterleichterung bietet mit der Möglichkeit immer neue Befehle, Textbausteine und eventuell auch dazugehörige Bilder inklusive Text-Formatierung einzugeben und im flüssigen Diktat einzufügen,
nicht nur Standardbefunde und Zusatzbefunde, Beschwerdevalidierungs Verfahren oder elektrophysiologische Befunde betreffend, im Laufe der Zeit ist unter anderem auch eine stattliche Liste von Adressen und manchmal sperriger Beweisfragen der verschiedensten Auftraggeber angelegt worden.
In den letzten Jahren erfreut noch mehr die hohe Funktionalität von DRAGON MEDICAL , und da habe mich als Neuropsychiater für das schwerpunktmäßig neurologische Vokabular entschieden, das mir in diesem Fall den größten Nutzen bringt:
Hier staune ich immer wieder, dass für mich unbekannte Medikamentennamen, seltene Diagnosen und Syndrome, die ich vielleicht noch nie gehört hatte, prompt und präzise geschrieben werden.
Bei allen Fortschritten der Perfektion der Spracherkennung:
Korrekturlesen ist immer noch notwendig, da konnte schon mal insbesondere in den Anfangsjahren der Spracherkennung aus einem Innenmeniskus ein Innenminister werden - und aus einem Kurzzeitgedächtnis ein Konzertgedächtnis.
Heikler konnte es schon mal werden, wenn aus einer Gutachtenkandidatin eine Koran -Kandidatin wurde und das überlesen wurde bei der Korrektur:
Denn wenn der Autor selber Korrektur liest, neigt er dazu, die seltenen Fehlleistungen des Spracherkennungsprogramm zu übersehen.
Flüssig diktierte Passagen, vorgelese Passagen von anspruchsvollen Texten - das können auch flüssig gelesene Passagen aus Rehaberichten, Lehrbüchern oder Veröffentlichungen sein - werden mit dem gegenwärtigen Update praktisch zu 100%ig richtig von Dragon umgesetzt das flüssige Lesen macht das Tool zu einem Zauberwerkzeug, Dragon läuft dann zur Höchstform auf, weil die Präzision der Spracherkennung in der Genauigkeit von Text-Zusammenhängen profitiert.
Etwas mühsam kann es sein, wenn man den wortwörtlichen Dialog von einem Interview festhalten will, dann können Korrekturarbeiten auch etwas aufhalten, weil gewissermaßen ein Stakkato -Diktat tatsächlich mehr Korrekturarbeiten auslöst, dann kann es sinnvoll sein, auch eine Interviewpassage zusammenfassen unter Berücksichtigung der wesentlichen Formulierungen des Patienten. Dafür kann dann auch mal der Leser dankbar sein.
Gerade aber bei psychiatrischen Gutachten zeigt sich immer wieder, dass das wortwörtlich protokollierte Interview, insbesondere in den entscheidenden Passagen ein hervorragendes Instrument der Beschwerdevalidierung ist, denn die wortwörtlich protokollierten Formulierungen verraten doch sehr viel, was an Authentizität dahintersteckt oder was nur klischeehafte Mitteilung ist.
Die Vorteile für den Behandler im Klinik- und Praxisalltag:
Anamnestische Angaben bei der Konsultation direkt in der elektronischen Karteikarte diktieren mit den erhobenen Befunden oder, noch besser:
- nach einem Warming up mit ersten Angaben zur Anamnese und Beschwerdeschilderung, nach einem freien Dialog gemeinsam in Anwesenheit des Patienten den Arztbrief diktieren, die erhobenen Befunde, diese gleichzeitig erläutern im Arztbrief, individuell festhalten und auch noch allgemein verständlich erklärt, und dann
- Den Arztbrief aus dem Drucker holen und mit dem Terminzettel mitgeben.
Seit Jahren gab es bei mir kein ärztliches Attest, keine Berichterstattung für Rentenversicherungen oder Versorgungsamt ohne Anwesenheit des Patienten.
Was dokumentiert wird, geschieht flüssig und transparent, dem Datenschutz wird auf handwerkliche Weise genüge getan, weil der Patient dabei ist, der Arztbrief kann per Fax dem Überweiser zugehen oder wird von der Patientin/dem Patienten dem Hausarzt bei der nächsten Konsultation vorgelegt.
So fördert das Spracherkennungsprogramm auch eine gute Arzt-Patient-Interaktion.
Wenn es ganz schnell gehen soll, können anspruchsvolle Arztbrief-Informationen im Praxisprogramm geschrieben werden, z.B. bei Turbomed® in der Rubrik ärztliches Attest, wo alle Patientendaten dann schon hinterlegt sind inklusive Tagesdatum, die beste Grundlage auch für freie Formulierungen und mühelose Antworten gegenüber Versorgungsamt, Rentenversicherungen und MDK.
In der elektronischen Karteikarte können anamnestische Angaben, Befunde, Verlaufsmitteilungen und geplantes Procedere rasch festgehalten werden, man ist nicht auf magere Stichworte und Standardeintragungen angewiesen.
Man kann den Patienten anschauen, hat die Hände frei, während man in die elektronische Karteikarte diktiert.
Die Vorteile für den medizinischen Sachverständigen:
Die Anamneseerhebung kann, wenn man will, wortwörtlich protokolliert werden, nach wenigen Sätzen werden die Angaben wiederholt und protokolliert, bei wichtigen Interviewpassagen können gleichzeitig die genauen Formulierungen / Fragen des Sachverständigen festgehalten werden,
wenn es ein kompliziertes Hin und her im Interview gibt, könne diese Passagen in Anwesenheit der Gutachtenkandidatin/des Gutachtenkandidaten dann zusammengefasst werden, um am Ende die/Lesbarkeit zu erleichtern:
Immer entsteht eine authentische Dokumentation, und die Gutachtenkandidatin/der Gutachtenkandidat hat diesem Procedere zugestimmt. Mit einem Fingertipp auf der Tastatur kann das Mikrofon eingeschaltet und ausgeschaltet werden. Für Smalltalk auch einmal demonstrativ ausgeschaltet werden mit Ankündigung:
Tipp: Hilfreich ist die einleitende Erklärung, dass eine genaue Dokumentation im Sinne des Gutachtenkandidaten ist, dass jede Form der Dokumentation eine gewisse Rücksichtnahme des Patienten verlangt, aber gerade mit Spracherkennung alles präzise festgehalten werden kann, der Patient auch kontrollieren kann, ob es richtig aufgenommen wurde, was von ihm soeben gesagt wurde.
Mit Einsatz der Spracherkennung nehmen wir die Probandin/den Probanden mit ins Boot für eine verbindliche Dokumentation,
und wenn in einem Widerspruchverfahren oder, wenn das Begutachtungsergebnis nicht gefällt, behauptet wird, die Befragung sei ja viel zu kurz gewesen, derjenige sei ja gar nicht zu Wort gekommen, kann man darauf verweisen, dass in einem weitgehend wörtlich protokollierten Interview der ganze Ablauf der Befragung nachvollzogen werden kann.
Die gelegentlich »schwierigen« Gutachtenkandidatinnen oder Gutachtenkandidaten, die sich vielleicht demonstrativ schwerbesinnlich z.B. zeigen, im Interview auf die Bremse drücken, die Regieführung übernehmen wollen, indem sie durch Aufstehen oder Umhergehen, das Lumbalsyndrom auflockern wollen oder in sonstiger Weise agieren oder polemisieren, die vielleicht den Gutachter kritisieren und ihm mit Vorwürfen oder Beschimpfungen im Interview begegnen, er würde zu schnell machen oder oder
…. sind einzufangen, und die Compliance verbessert sich, wenn man zugleich diese Interviewpassagen ebenfalls wortwörtlich protokolliert, wenn dann vielleicht auch noch die Verhaltensbeschreibungen über Spracherkennungsprogramm in Anwesenheit des vielleicht schwierigen Gutachtenkandidaten hinzukommen.
So wird das Spracherkennungsprogramm auch zu einem Tool der Disziplinierung und fördert die sachliche Mitwirkung.
Und bei psychiatrischen Gutachten wird das Spracherkennungsprogramm zum souveränen Tool der Beschwerdevalidierung, der Transparenz und Nachvollziehbarkeit des ganzen Gutachtens.
Wer aggraviert oder vielleicht z.B. eine psychogene Gangstörung simuliert, nimmt mit Genugtuung zur Kenntnis, dass der Gutachter auch bei einem Diktat des Befundes ein unsicheres Gangbild mit Sturzgefährdung festhält - mit oder ohne Zusatz der atypischen psychogenen Ausgestaltung - das heißt, der ganze Prozess der Rohdatengewinnung bei der persönlichen Begutachtung wird transparent und nachvollziehbar mit leichter Hand festgehalten,
und am Ende des gutachterlichen Interviews sollte nicht die Frage fehlen, ob alles gesagt wurde, was in das Gutachten hinein soll,
Denn es fällt ganz leicht die dazugehörige ganz individuell formulierte Antwort des Gutachtenkandidaten festzuhalten, und die lautet manchmal:
»Ich weiß nicht«
oder
»Ich bin jetzt ganz verwirrt«
oder
»Ich bin gar nicht richtig zu Wort gekommen.«
Und dann kann man ganz gelassen abschließen mit der Uhrzeit Angabe und der Rückfrage:
Was soll ich denn jetzt noch gerne aufnehmen? Was fehlt denn noch?
Fazit:
DRAGON MEDICAL ®
…ermöglicht dem Arzt im Klinik- und Praxisalltag eine mühelose präzise und ganz individuelle Dokumentation, die parallel in der Konsultation, im Gesprächskontakt zwischen Patient und Arzt entsteht ohne Zeitverlust: Eintragungen in die elektronische Karteikarte, Arztbriefe und Zeugnisse für einen Rentenversicherungsträger, Versorgungsämter, Versicherungen, MDK entstehen in Anwesenheit des Patienten, der für die Dokumentation mit ins Boot genommen wird und ein Ergebnis nach Hause tragen kann.
Die Spracherkennung dient nicht zuletzt auch einer Arzt-Patient-Interaktion und -Kommunikation auf Augenhöhe.
… ermöglicht dem medizinischen Sachverständigen eine vorbildlich genaue Dokumentation des ärztlichen Interviews und eine mühelose plastische, anschauliche Beschreibung der erhobenen Befunde.
Und bei anschließender Diskussion und Beurteilung eine zügige Bewältigung auch komplexer Fallkonstellationen, Formulierungen können optimiert werden, eine umfassende Diskussion wird erleichtert, bei einem vorangestellten neutralen Aktenauszug hat der Gutachter keine Mühe, die markanten Passagen der einzelnen Schriftstücke der Akte ebenfalls wörtlich zu zitieren, und, wenn erforderlich, wird eine mühelose, ganz detaillierte Beweisführung erleichtert durch die Spracherkennung inklusive Optimierung der Formulierungen, was manchmal bei den Beweisfragen gerade komplizierter berufsgenossenschaftlicher Zusammenhanggutachten von besonderer Bedeutung ist:
Und vor allem: gerade bei psychiatrischen Gutachten wird die Spracherkennung zum besten Tool der Beschwerdevalidierung und ermöglicht erst die Transparenz und Nachvollziehbarkeit, die wir uns von einem psychiatrischen Gutachten wünschen.